Sonntag, 15. Februar 2009

Schlechte Lobby für Print-VJs

"Nimm doch noch die Kamera mit". So oder so ähnlich werden in vielen deutschen Verlagshäusern tagtäglich Redakteure zu Terminen geschickt. Und mit "Kamera" ist nicht der Fotoapparat gemeint. Immer öfter müssen normale Printredakteure auch Videos für den Online-Auftritt drehen. An sich kein Problem, wäre da nicht die schlechte Lobby für's Bewegtbild.

Viele Verleger setzen immer noch allein auf Print - und machen Web-TV nur halbherzig.

Schaut man sich die Online-Videos gerade von kleinen Verlagshäusern oder regionalen Zeitungen an, dann fehlt es oft am einfachsten. An einer vernünftigen Kamera, an einem ordentlichen Mikro oder am Wissen des Kameramanns (in Person des Redakteurs), wie man überhaupt einen Beitrag dreht und schneidet. Denn eine Weiterbildung in Sachen Video erfahren die wenigsten Printredakteure.

Hinter den schlecht gemachten Videos steckt aber ein ganz anderes Problem: die schlechte Lobby für Videos in den Führungsetagen. Geschäftsführer, Verleger aber oft auch Chefredakteure sehen das Internet oder Webvideos höchstens als Randerscheinung neben dem eigentlichen Produkt: dem Heft oder der Zeitung. Und das im Jahr 2009. Viele glauben immer noch, dass sie in 20 Jahren immer noch die gleiche Arbeit tun wie heute. Ein Irrtum, der Arbeitsplätze kostet.

Zeitungen sterben oder verlieren ihre Leser. Und nicht nur wegen der Wirtschaftskrise, auch weil Sie es nicht schaffen, den Leser für neue Medien zu begeistern. Der Brückenschlag fehlt. Und das bekommen auch die Redakteure zu spüren. So ist es nicht verwunderlich, dass keine Arbeit und Mühe in Verlagsvideos gesteckt wird. "Das ist doch eh nur für's Web." Die eh schon schlecht produzierten Videobeiträge verkommen im schlimmsten Fall als Werbefilmchen für das Druckprodukt. Hinzu kommt die falsche Vorstellung, das Web-TV wie klassisches Fernsehen funktioniert.

Dabei verkennen die Printmedien ihre Möglichkeiten. Sie haben das nötige Know-how, die journalistische Kompetenz und die nötigen Mitarbeiter, Webvideos jenseits der Web-2.0.-Welt zu produzieren. So können Sie neue Leser und Webseitenbesucher gewinnen. Denn wer kann schon noch vom reinen Abo-Verkauf leben?

Doch die Realität sieht anders aus. Billige Technik, schlecht ausgebildete Redakteure und vor allem der fehlende Wille. Denn nach wie vor lässt sich mit den Videos kein Geld verdienen. Noch.

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