Dienstag, 29. September 2009

DJV definiert VJ-Berufsbild

Was ist ein Videojournalist und was macht er? Ist er VJ weil er alles alleine macht oder weil er alle Bereiche (Dreh, Schnitt, Redaktion) beherrscht? Das VJ-Netzwerk des Journalistenverbandes Berlin-Brandenburg (JVBB) hat eine Definition des Videojournalisten veröffentlicht. Sie soll für das Berufsbild sensibilisieren - vor allem in den Chefetagen, da wo meist immer noch nicht verstanden wird, was VJs leisten. Es geht um Anerkennung - und leistungsgerechte Bezahlung. Das Manifest im Wortlaut.

VJ-Manifest: Das Papier des Journalistenverbandes Berlin-Brandenburg (JVBB)

"Die Definition dessen, was Videojournalismus und ein Videojournalist sei, wurde bisher in erster Linie von denen geleistet, die die Produkte der Videojournalisten nutzen. Das Netzwerk Videojournalismus ist ein Zusammenschluss von Menschen, die als Videojournalisten arbeiten und die es sich zur Aufgabe gemacht haben, Rahmenbedingungen für die Arbeit der Videojournalisten zu formulieren und zu verbessern.

Definition Videojournalismus/Videojournalist

Ein Videojournalist ist eine Person, die non-fiktive Inhalte in Filmen (für Internet, TV, DVD/Bluray, Kino) umsetzt und dabei sowohl als Autor/Regisseur, Kameramann/Bildgestalter, Tonmann und Cutter/Editor arbeitet. Sie besitzt in allen vier Bereichen ausreichende Kenntnisse, so dass sie befähigt ist, professionell in allen vier Berufsfeldern zu bestehen. Der Videojournalist kann deshalb auch in allen vier Bereichen gesondert arbeiten; als Autor oder als Kameramann oder als Cutter oder als Tonmann.

Der Videojournalist produziert Filme im Magazinbereich (zwischen 3 und 20 Minuten Länge), eigenständige Beiträge (von 21 bis 71 Minuten Länge) und abendfüllende Filme (ab 72 Minuten Länge). Dabei beherrscht er die Ausdrucksformen des Berichts genauso wie die des Features, der Reportage, der Dokumentation und des Dokumentarfilms. Er kann alleine arbeiten oder im Verbund mit anderen Videojournalisten.

Der Videojournalist produziert journalistische und dokumentarische Inhalte. Ausdrücklich nicht zu seinem Aufgabengebiet gehören Imagefilme und PR-Beiträge.

Selbstbild Videojournalist

Wir Videojournalisten haben uns für diesen Beruf entschieden, da wir der festen Überzeugung sind, dass Filmemachen eine spannende und individuelle Aufgabe sein kann. Wenn das bewegte Bild das Wort ist, ist der Schnitt die Grammatik.

Im Bereich der Literatur und des Printjournalismus würde in der Regel niemand auf die Idee kommen, das Produzieren eines Textes auf mehrere Berufsgruppen zu verteilen. Eine Person recherchiert die Geschichte, erzählt seine Recherche einem Zweiten, der sie aufschreibt und ein Dritter dann formuliert den endgültigen Text, gibt ihm seine sprachliche und dramaturgische Form. Im Filmbereich ist dies jedoch bis vor Kurzem die Regel gewesen.

Die Bildgestaltung, ein wichtiges Element der Erzählung, wird einer - meist aussenstehenden - Person übertragen. Eine dritte, die oft nicht einmal im direkten Kontakt zur zweiten Person steht, fügt die Bilder zusammen. Wir Videojournalisten sind überzeugt, dass in den meisten Fällen Form und Inhalt in eine Hand gehören oder zumindest, dass die Macher, wenn es mehrere sind, gemeinsam in den vier Bereichen des Films (Regie, Ton, Kamera, Schnitt) technisch wie inhaltlich kompetent sein sollten. Dadurch erhält das Endprodukt eine eigene Form, die sich von der filmischen Massenware abhebt.

Die Wahl für den Beruf hat weniger seine Ursache in ökonomischen Überlegungen als in inhaltlichen, künstlerischen und formalen. Wir haben den Eindruck gewonnen, dass wir durch unsere spezifische Arbeitsweise (alleine oder zusammen mit einer Kollegin, einem Kollegen) oft näher an den Protagonisten sein können. Unsere Technik und die Größe unserer Produktionseinheit wirkt in vielen Fällen weniger trennend und abschreckend auf den Protagonisten als die von konventionellen Teams.

Der Stand der Dinge

Für diesen neuen, qualifizierten Beruf existiert bis jetzt weder ein genaues Anforderungs- und - verbunden - ein sinnvolles und faires Honorarprofil. Da der qualifizierte Videojournalist vier unterschiedliche Berufsbilder in sich vereinigt, ist seine Qualifikation eine breitere, als die eines Kollegen, der ausschließlich in einem der Berufsfelder tätig ist.

Die Ausbildung und unter Umständen die technische Ausrüstung sind deshalb mit höheren Kosten verbunden als die des Autoren-, Kamera-, Ton- oder Schnitt-Kollegen. Daher sollte das Honorar des Videojournalisten diesem erhöhten Aufwand angemessen sein. Das Netzwerk Videojournalismus wird deshalb in seiner Arbeit nachvollziehbare Honorartabellen erstellen wie sie beispielsweise für freie Autoren bereits existieren.

Manche Auftraggeber, die selbst das technische Equipment besitzen, stellen den Videojournalisten für ihre Aufgabe unzureichendes Kamera-, Ton- und Schnittgerät zur Verfügung. Das Endprodukt erweckt dann deshalb oft den Eindruck, dass Videojournalismus eine unprofessionellere, minderwertigere Variante des Beiträge- und Filmemachens. Das Netzwerk Videojournalismus erarbeitet deshalb nicht nur Qualitätsstandards, die die Arbeit des Videojournalisten betreffen, sonder auch Mindeststandards, die das Equipment betreffen.

Viele Videojournalisten haben sich ein eigenes Equipment angeschafft, das optimiert ist auf ihre Arbeitsweise, ihren eignen, unverkennbaren Stil. Dieses Equipment ist teuer und muss bei der Honorierung fair und angemessenen berücksichtigt werden. Das Netzwerk Videojournalismus erarbeitet auch hierfür Richtlinien.

Videojournalisten arbeiten sowohl frei, als auch festangestellt. Das Netzwerk Videojournalismus möchte erreichen, dass sich die Arbeitssituation und die Arbeitsbedingungen beider Gruppen entsprechen. Das Netzwerk Videojournalismus richtet sich hier klar gegen eine Tendenz der Selbst- und Ausbeutung vieler freier Videojournalisten.

Freie Videojournalisten, die alleine arbeiten, sind Ein-Mann/Frau-Produktionsfirmen. Als solche sollten sie von den Auftraggebern behandelt werden. Dies gilt auch in Hinsicht auf die professionelle Kalkulation der VJ-Produkte. Der VJ hat neben seinem Honorar auch Anrecht auf Equipmentmiete, Handlungskosten, Spesen und so weiter.

Manche Auftraggeber von VJ-Filmen, oft im Internetbereich, kennen die Erfordernisse einer guten filmischen Umsetzung nicht oder haben Bedarf an Informationen über Bildgestaltung, Dramaturgie, Lichtsetzung, Tonmischung und so weiter. Hier wird das Netzwerk Videojournalismus Aufklärungsarbeit betreiben, um die Qualität und das Bild des Videojournalismus in der Öffentlichkeit zu verbessern.

Forderungen

Eines der wichtigsten Ziel des VJ-Netzwerkes ist, eine adäquate Bezahlung analog zur Qualität und den Tätigkeiten eines Videojournalisten zu erreichen. Hierfür wird das VJ Netzwerk klare Kriterien erstellen, die eine Grundlage für eine faire Honorierungen der jeweiligen Leitungen des Videojournalisten ist.

Ein weiteres Ziel ist die Förderung einer tatsächlich professionelle Ausstattung und die Schaffung einer entsprechende Lobby für den Videojournalisten, unabhängig in welchem Medium der Videojournalist arbeitet."

2 Kommentare:

  1. Hallo Tobias, wo finde ich denn diesen Text? Der Link oben funktioniert nicht und auf der Seite des JVBB habe ich ihn nicht gefunden. Hast du einen Link für mich? Oder gibt es den Text nur in gedruckter Form? Ich würde ihn gern für meine BA nutzen. Besten Dank und viele Grüße, Helena Brinkmann

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    1. Hallo Helena,

      vielleicht haben die beim JVBB neue URLs. Schau mal hier nach: https://www.jvbb-online.de/en/startseite/service/networking/netzwerk-videojournalismus.html

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